Kultur und Beteiligung: Wie kulturelle Projekte Kindern und Jugendlichen eine Stimme geben können

21.09.2023

© hoblaho gGmbH / Björn Pieplow

Warum ist kulturelle Bildung wichtig?

Kulturelle Bildung ist ein wichtiger Bestandteil von Bildung und fördert demokratisches Handeln: Sie stärkt Kompetenzen im Umgang mit Mehrdeutigkeit(en), Vielfalt, Misserfolgen und Kontroversen und unterstützt junge Menschen dabei, einer ungewissen Zukunft auf erfinderische und mutige Art und Weise zu begegnen. Dabei gibt es ein breites Spektrum von kulturellen Aktivitäten und Formaten: von bildender Kunst, digitalen Medien, Literatur und Schreiben bis hin zu Film und Fotografie, Musik, Tanz und Zirkus. Kulturelle Bildung beinhaltet spielerische Elemente, die dazu ermuntern, freiwillig und in Gemeinschaft kreative Aktivitäten zu unternehmen, die Freude bereiten und Neugierde wecken.

"Kulturelle Bildung ist Persönlichkeitsbildung mit kulturellen Ausdrucksformen, mit Künsten und im Spiel. Sie ist Voraussetzung für kulturelle Teilhabe. Sie ist Allgemeinbildung, weil sie Kinder und Jugendliche dazu befähigt, sich mit Spiel, Kunst und Kultur zu sich selbst und zur Welt zu verhalten."
Aus der Publikation: „Kulturelle Bildung – Starke Kinder und Jugendliche mit Kunst, Kultur und Spiel. Was? Wo? Wer?“, Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ), Seite 5

Selbstbewusstsein und Gemeinschaftsgefühl stärken

In Projekten kultureller Bildung können Kinder und Jugendliche erfahren, dass es einen Unterschied macht, sich einzubringen, eigene Ideen zu entwickeln, zu experimentieren und ganz neue Wege auszuprobieren.  

Junge Menschen entdecken im Rahmen von Projekten kultureller Bildung oft bisher unbekannte Fähigkeiten und schöpfen daraus Selbstbewusstsein und Mut. Indem sie ein Theater- oder Tanzstück erarbeiten, eine Skulptur gestalten oder einen Film drehen, erleben Kinder und Jugendliche außerdem, dass es sich lohnt, an einer Sache dranzubleiben und dass ihre künstlerische Arbeit eine Wirkung auf ihre Umwelt hat.

Darüber hinaus wird das Gemeinschaftsgefühl gestärkt: Denn wo viele für ein Ziel zusammenarbeiten, müssen alle Beteiligten aufeinander hören, sich gegenseitig stärken und auf dem Weg zum Ziel mitgenommen werden. Durch diese gemeinschaftliche Anstrengung lernen Kinder und Jugendliche, dass jeder etwas zum Gelingen beiträgt und dass aus allen noch so kleinen Leistungen ein Gesamtwerk wird.

Kulturelle Bildung und Beteiligung

Was ist zu beachten, wenn man künstlerisch-kulturelle Projekte mit Kindern und Jugendlichen umsetzen möchte? Wie bei allen anderen Beteiligungsangeboten im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit ist es essenziell, dass sich Kinder und Jugendliche mit ihren Perspektiven, ihren Anliegen und Interessen aktiv einbringen können.

Damit dies gelingt, ist die Auseinandersetzung dazu wichtig, unter welchen Rahmenbedingungen die Beteiligung organisiert werden kann. Sind die Erwartungen untereinander geklärt, sind unterschiedliche Perspektiven einbezogen und miteinander verhandelt, kann ein Raum entstehen, in dem Kinder und Jugendliche die Chance haben, auf künstlerisch-kulturelle Weise ihre eigenen Themen zu bearbeiten.   

Aufgrund der Diversität der kulturellen Formate und Ausdrucksformen sind jeweils ganz unterschiedliche Formen von Beteiligung und Möglichkeiten der Mit- und Selbstbestimmung möglich. In den Qualitätsstandards für Kinder- und Jugendbeteiligung des BMFSFJ werden dabei vier Grundformen unterschieden:

  • Die „gestalterische Dimension“ von Beteiligung
  • Die pädagogische oder didaktische Dimension von Beteiligung 
  • Der soziale Aspekt von Beteiligung
  • Beteiligung als Grundlage für politische Partizipation

Dabei ergeben sich besondere Herausforderungen an die Akteur:innen kultureller Kinder- und Jugendarbeit: „Vor allem das Spannungsverhältnis zwischen der Betonung der eigenständigen kulturellen Praxen junger Menschen und den Trägerinteressen und -verpflichtungen bzw. den jeweiligen Förderbedingungen muss immer wieder neu austariert werden. Ein weiterer Reibungspunkt bezüglich Beteiligung in der kulturellen Kinder- und Jugendarbeit ist, dass das künstlerisch-ästhetische Freiheitsprinzip mit dem bildungsorientierten Reflexionsprinzip kollidieren kann. „Einfach-sein-Dürfen“ ist nicht gut in Einklang zu bringen mit dem Anspruch, Beteiligungserfahrungen zu strukturieren, zu reflektieren und zu transferieren.“ (Qualitätsstandards für Kinder- und Jugendbeteiligung (PDF-Dokument), S. 78)

Einblicke in Kulturprojekte im Zukunftspaket

Im Zukunftspaket gibt es zahlreiche Projekte aus dem Themenfeld Kultur: Vier Träger haben uns Einblicke in ihre Arbeit gegeben und wertvolle Tipps geteilt, wie Beteiligungsprojekte im Kulturbereich gelingen.

So erklärt Projektleiter Kai Sommer vom Kinder- und Jugendhaus „Haltestelle“, was Journalismus als Beteiligungsformat für Kinder und Jugendliche auszeichnet und wie junge Menschen unsere Sicht auf die Welt bereichern.

Projektleiterin Elisa Hoth von „Arbeit und Leben Sachsen-Anhalt“ berichtet darüber, wie durch ein Graffiti-Projekt Barrieren zwischen Wohnvierteln überwunden werden können – und warum jeder Schritt hin zu mehr Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen ein guter Schritt ist.

Sarah Potrafke und Stefanie Lehnert von der Deutschen Chorjugend erklären, was Chöre zu Orten gelebter Demokratie und Vielfalt macht und wie man Kinder und Jugendliche mit verschiedenen Hintergründen erreicht.

Wie kann Jugendlichen niedrigschwellige Teilhabe in Kulurprojekten ermöglicht werden? Und mit welchen Fragen beschätigen sich die Jugendlichen im Projekt „Youth. Engagement. Participation“? Davon berichten Dr. Melanie Seidenglanz und Judith Pendzialek von der MRN GmbH in ihrem Gastbeitrag.

Impulsvortrag zum Thema Kultur und Beteiligung

Sehenswert ist außerdem der Impulsvortrag zum Thema „Kultur und Beteiligung“ aus unserer Reihe „Wissen geht raus“: Darin erklärt die Kulturwissenschaftlerin Silke Ballath, was es für die erfolgreiche Teilhabe von Kindern und Jugendlichen in Projekten kultureller Bildung braucht. Dabei teilt sie ihre Erfahrungen aus dem „Jugendgremium Schattenmuseum“, das Museen und Archive mittels künstlerischer Formate in Bezug auf ihre Jugendtauglichkeit berät. Das Jugendgremium besteht aus 15 Jugendlichen, die sich wöchentlich und zu Ferienworkshops treffen und derzeit zwischen 10 und 20 Jahre alt sind.

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