Gastbeitrag: Youth. Engagement. Participation – Freiheit in der Metropolregion Rhein-Neckar gestalten

24.09.2023

Ein junger Mann arbeitet an einer Graffiti-Wand, rechts ist ein Peace-Zeichen aufgesprüht

© Metropolregion Rhein-Neckar GmbH

Was bedeutet der Wert Freiheit für Jugendliche in der Metropolregion Rhein-Neckar, insbesondere seit Kriegsbeginn in der Ukraine und nach drei Jahren Pandemie? Welche Möglichkeiten der Partizipation erleben junge Menschen in ihrem eigenen Kiez? Diese Fragen reflektieren die Jugendlichen im Projekt „Youth. Engagement. Participation“ der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH, das im Zukunftspaket umgesetzt wird. Ein Gastbeitrag von Dr. Melanie Seidenglanz und Judith Pendzialek, MRN GmbH.

Niedrigschwellige Beteiligungsmöglichkeiten und Sichtbarkeit

Das Projekt „Youth. Engagement. Participation“ (YEP) hat das Ziel, niedrigschwellige Möglichkeiten der Teilhabe und Partizipation für Jugendliche am eigenen Wohnort, z.B. im Jugendtreff, Bürgerhaus oder sonstigen sozialen Einrichtungen vor Ort zu schaffen. Dazu werden acht Workshops in unterschiedlichen Kommunen der Region angeboten: in Heidelberg, Ludwigshafen, Mannheim, Oftersheim, Viernheim und Worms. Zur Sichtbarmachung des Projekts und der Anliegen Jugendlicher wird eine starke kommunikative Begleitung des Projekts durch Radiobeträge, Social-Media-Posts, Zeitungsartikel und Pressemitteilungen verfolgt. 

Demokratie und Partizipation sind keine Selbstverständlichkeit, sondern Praktiken, die erlebt und aktiv eingeübt werden müssen. Zur realen Aneignung dieser Praktiken durch die Jugendlichen konzentriert sich das Projekt auf einen bestimmten demokratischen Wert, den der Freiheit. Die Fokussierung auf Freiheit wurde aus den gegenwärtigen gesellschaftlichen Herausforderungen wie Krieg, Pandemie und wirtschaftliche Unsicherheiten, von denen auch junge Menschen betroffen sind, abgeleitet und erscheint damit aktueller denn je. Im Projekt YEP hat sich gezeigt, dass Freiheit für Jugendliche unterschiedliche Bedeutungen und Ausdrucksformen hat.

Young and free?!

YEP ermöglicht jungen Menschen aus der Region Teilhabe, und das nicht nur anhand der im Projekt veranstalteten Workshops zum Thema Freiheit – die Jugendlichen waren bereits aktiv in den Konzeptions- und Planungsprozess einbezogen. Dies geschah im Rahmen einer Planungsgruppe (Actiongroup) aus Jugendlichen, die mehrmals, sowohl virtuell als auch analog, zusammenkam und bei Interesse selbst an den Workshops teilnehmen kann. Auch die Actiongroup befasste sich zunächst intensiv mit dem Freiheitsbegriff, bevor es in die inhaltliche Konzeption der Workshopvorschläge ging.

Die Jugendlichen interpretierten den Freiheitsbegriff auf unterschiedlichen Ebenen. Zum einen verstanden sie diesen als Freiräume – wörtlich im räumlichen Sinne. Welche Orte in der Region gibt es, in denen Jugendliche sich frei fühlen können? Welche Orte schränken hingegen die jugendliche Freiheit ein? Gleichzeitig referierten sie auf finanzielle Freiheit bzw. sich von dem Druck wirtschaftlicher Unsicherheiten freizumachen und Orte der Freiheit mit keinem oder wenig (Taschen-)Geld zu erleben. Andere Formen stellten für die jungen Menschen die geistige und die individuelle Freiheit dar. In der Konzeption eines möglichen Theaterworkshops rückte vor allem die Freiheit der sexuellen Selbstbestimmung in den Fokus und zeigte ihre große Relevanz für die jugendlichen Teilnehmer:innen der Actiongroup. Dabei sahen sie diese Freiheit nicht als gegeben an, sondern vielmehr als Errungenschaft, die gegenüber Gesellschaft, Familie und dem eigenen Selbst auch heute noch aktiv eingefordert werden muss.

Unterschiedliche Ausdrucksformen und Werte von Freiheit, die die Actiongroup erarbeitete, flossen als Grundlage in die Ideensammlung für die künstlerischen Workshopinhalte ein. Neben der Suche nach Freiheitsorten und einem Theaterworkshop zählten auch eine Graffiti-Wandgestaltung und ein kulinarisches Picknick oder ein kreativer Kochworkshop zum Ideenportfolio der Jugendlichen.

Kreative Köpfe schaffen gemeinsam Neues

Die innovativen und kreativen Vorschläge der Actiongroup werden im Austausch mit den Mitwirkenden vor Ort an die Wünsche und Bedarfe angepasst oder um weitere Ideen von den jungen Menschen aus den unterschiedlichen Kommunen ergänzt. Bereits stattgefunden haben auf dieser Grundlage ein Graffiti- sowie ein Songwriting-Workshop. Im Jugendtreff EXIL in Mannheim-Seckenheim gestalteten die Jugendlichen mit der Unterstützung des Graffiti-Künstlers Dani Esho zwei Wände ihres frisch eröffneten Jugendtreffs. Neben der freien Gestaltung der Wände einigten sich die Jugendlichen im Vorfeld auf verschiedene Anime-Charaktere, die in den Comics, Filmen und Videospielen für Freiheit und Gerechtigkeit kämpfen und nun den Eingangsbereich des Jugendtreffs zieren. Damit konnten sie Entscheidungs- und Handlungsfreiheit er- und ausleben und einen wichtigen (Rückzugs-)Ort in ihrem Umfeld mitgestalten. Das Ergebnis des Freiheitworkshops bleibt somit lange für alle Jugendlichen im Stadtteil sichtbar.

Die eigene Stimme finden und ausdrücken

Im Hinblick auf das Ziel der Jugendbeteiligung im Projekt und auch in langfristiger Hinsicht über YEP hinaus, ist die erfahrene Selbstwirksamkeit besonders bedeutsam. Ihre eigene Stimme finden und ausdrücken konnten die Jugendlichen im Kulturhaus Käfertal buchstäblich beim Songwriting. Nachdem zunächst jegliche Assoziationen gesammelt und gegenseitig ergänzt wurden, gingen die jungen Songwriter:innen einzeln oder in Gruppen in den Schreibprozess eigener Liedtexte. Dabei verarbeiteten sie ihr Verständnis von und Bedürfnis nach Freiheit sehr unterschiedlich. Eine Gruppe nutzte die Metapher des Vogels, der oben in den Wolken weit weg von allem schwebt. Eine andere Gruppe beschrieb in ihrem Text den Wunsch, die individuelle Freiheit in einer Beziehung nicht zu verlieren und sich von einem Partner nicht kontrollieren und bestimmen zu lassen. Eine Besonderheit war, dass hier ukrainische und deutsche Kinder zusammen an den Texten arbeiteten.

Get-together zum Projektende

Ende des Jahres, am 08. Dezember 2023, werden alle Teilnehmenden des Projekts und ihre Angehörigen eingeladen bei einem gemeinsamen, abschließenden Event das Projekt Revue passieren zu lassen, ihre geschaffenen Werke aus den Workshops darzubieten und mit lokalen Akteur:innen in den Austausch zu treten. Der Chor und die Band des Songwriting-Workshops untermalen den Abend musikalisch, ein Aftermovie hält die schönsten Momente aus den Workshops fest und wird hier erstmals präsentiert. Darüber hinaus werden die in jedem Workshop gestalteten Leinwände ausgestellt und zu einem gemeinsamen regionalen Freiheits-Kunstwerk vereint. So bunt und vielfältig die Ideen der Jugendlichen sind, so bunt und vielfältig wird das Programm des Abschlussevents.

Ziel der Veranstaltung ist nicht nur die Reflexion des Projekts, sondern die Sichtbarmachung und Festigung der Jugendbeteiligung in der Metropolregion Rhein-Neckar, vor allem in Bezug auf die Freiheiten und Rechte Jugendlicher. Von der Konzeptionsphase über die Workshopphase bis zum Abschlussevent gilt: YEP ist ein Projekt von Jugendlichen für Jugendliche.

Mehr Infos zum Projekt gibt es hier: https://‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌ww‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌w‌‌‌‌‌‌‌.‌‌‌‌m-r-n.com/‌‌‌‌‌‌‌‌was‌‌-‌‌wir-tun/themen-und-projekte/projekte/youth.engagement.participation

Das Mannheimer YEP-Team freut sich auf den Austausch mit anderen Projekten im Rahmen von „Pizza&Participation” am 7. November in Mannheim.

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