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Lieblingsorte der Reichenbacher Kinder: So gelingt Beteiligung in der Kommune 

16.03.2023

Reichenbacher Kinder gemeinsam in einem Park

© DKJS

Dass man gar nicht früh genug damit anfangen kann, Kinder in der Kommune zu beteiligen, zeigt das Beispiel der „Reichenbacher Lieblingsorte“: Schon die Jüngsten sind engagiert dabei, wenn es darum geht, sich aktiv zu beteiligen und gemeinsam mit anderen Kindern die eigene Stadt zu entdecken.

Warum ist es so wichtig, Kinder schon in jungen Jahren zu beteiligen? Kinderbeteiligung fördert die Motivation für zukünftiges Engagement. Denn Kinder, die ernst genommen werden, sind auch zukünftig motiviert, ihr Umfeld mitzugestalten. Wenn junge Menschen früh Anerkennung, Teilhabe und Mitbestimmung erfahren und eine konstruktive Streitkultur erleben, entwickeln sie ein demokratisches Grundverständnis – und das kommt am Ende der gesamten Gesellschaft zugute.

Kommune durch Kinderaugen 

„Hier gibt‘s sehr viel zum Spielen […], man hat Wasserrutschen, ein Klettergerüst, eine Wippe und eine kleine Kinderrutsche. Einen Felsen, wo man draufklettern kann. Und man kann hier auch Schwimmunterricht machen.“
Kita- und Hortkinder aus Reichenbach

Das Freizeitbad ist einer von 14 Orten, die die Reichenbacher Kinder als Lieblingsorte auserkoren haben – neben der Bibliothek, der Eisdiele oder dem NaturLernGarten. Ziel des Projekts von 2022 war es vor allem, einen kindlichen Blick auf die Kommune zu bekommen: Wo fühlen sich die Kinder wohl? Wo halten sie sich gerne auf? Doch auch der Aspekt, anderen Kindern unentdeckte Orte zu zeigen, spielte eine große Rolle. 

Gemeinsam mit den Kindertageseinrichtungen und dem Hort wurde überlegt, wie das Projekt am besten gestaltet werden kann: Dabei waren sich alle Beteiligten schnell einig: „Wir wollen etwas schaffen, was bleibt!“ So entstand die Idee, gemeinsam mit den Kindern eine Landkarte der Lieblingsorte zu entwickeln.  

Auf Ortserkundungstour durch Reichenbach 

Um herauszufinden, welche Orte besonders wertvoll für die Kinder sind, einigte sich die Projektgruppe – bestehend aus kommunalen Vertreter:innen, Kindertageseinrichtungen und Hort – auf die Methode der „Ortserkundungstour“. Der Vorteil der Methode liegt ganz klar im Gestaltungsspielraum für die Kinder: Sie entscheiden, welche Orte sie vorstellen möchten – und handeln untereinander aus, warum sie sich für diese Orte entscheiden. Erwachsene haben damit die Möglichkeit, die Orte aus dem Blickwinkel der Kinder zu betrachten. 

Doch erst mussten die Ideen der Kinder herausgefunden werden. Dafür veranstalteten die Einrichtungen Werkstätten, in denen die Vorschläge der Kinder gesammelt und gemeinsam priorisiert wurden. Kitas und Hort arbeiteten dabei Hand in Hand.  

„Wir wollen etwas schaffen, was bleibt!“

Gemeinsame Auswertung des Filmmaterials  

Im Sommer war es dann so weit: Die Reichenbacher Kids machten sich auf den Weg, um ihre Orte zu erkunden. Während der Ortserkundungstouren sammelten die Kinder Videomaterial ihrer Lieblingsorte. Zu jedem Ort sollte ein Kurzfilm entstehen. Unterstützt wurden sie dabei z. B. von einem ortsansässigen Filmemacher, der sich für Kinder und Jugendliche engagiert. Das gesammelte Material wurde dann gemeinsam mit den Kindern ausgewertet. Dabei entschieden die Kinder mit, welche Materialien genutzt werden und wie das Material zusammenfügt wird. 

Filmpremiere und Kindersprechstunde

Im Anschluss wurden sieben Kurzfilme erstellt und bei einer kleinen Filmpremiere für die Kinder mit anschließender Kindersprechstunde begutachtet. Am Ende wurde über die letzten Feinheiten beraten. Wie viel Spaß die Kinder beim Erkunden und Präsentieren ihrer Lieblingsorte hatten, wird in den Videos deutlich: Engagiert und auch mit einer Portion Stolz erzählen sie, was es am jeweiligen Ort alles gibt, was man dort machen kann und warum er ihnen so gut gefällt. 

Eine Landkarte entsteht 

Während der Erstellung der Kurzfilme erarbeitete eine Grafikerin den Ortsplan für die Kinder. Dabei wurden für jeden Lieblingsort kleine Symbole erstellt. Auf diese Weise ist eine analoge Landkarte entstanden, in der die Lieblingsorte der Kinder mit QR-Codes markiert sind. Sie liegt nicht nur in der Stadtinformation in Reichenbach aus, sondern auch in allen Kita- und Horteinrichtungen. Ein Flyer (PDF-Dokument) enthält weitere Informationen.

Sichtbarkeit im ganzen Ort 

An den Lieblingsorten wurden Hinweisschilder mit einem QR-Code installiert, der zum jeweiligen Kurzfilm führt. Zusätzlich hängt nun in allen Kita- und Horteinrichtungen ein großes Schild mit dem Ortsplan, das die Lieblingsorte sichtbar macht. Ende 2022 fand in allen Kita- und Horteinrichtungen eine Eröffnungsveranstaltung statt: die Kinder präsentierten allen Erwachsenen und anderen Kindern den neuen Ortsplan und die Lieblingsorte. Damit es bald zu jedem Lieblingsort einen Film gibt, hat die Kommune vor, weiterhin Filme zu produzieren. 

Auf der Website der Verwaltungsgemeinschaft Reichenbach können Sie sich selbst ein Bild der Reichenbacher Lieblingsorte machen.

 

„Reichenbacher Lieblingsorte“ ist ein Gemeinschaftsprojekt, das im Rahmen von Demokratie in Kinderhand entstanden ist, einem Kinderbeteiligungsprogramm der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) und des Landesprogramms Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Toleranz. Es unterstützt sächsische Kommunen in ländlichen Räumen dabei, Kinder zur Gestaltung ihrer Lebenswelt zu ermutigen und sie bei der Umsetzung eigener Ideen zu begleiten. Demokratie in Kinderhand ist Teil von Stark im Land – Lebensräume gemeinsam gestalten. 

 

Mehr zum Thema „Beteiligung im Kindesalter“ erfahren Sie im Impulsbeitrag von Esther Uhlmann: 

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