In Bad Cannstadt bauen junge Menschen „ihr“ Zirkusangebot aus, damit noch mehr Kinder und Jugendliche davon profitieren können, die unbedingt dabei sein wollen.
Vorhang auf für ein buntes Jugendprojekt

© Stuttgarter Jugendhaus

© Stuttgarter Jugendhaus
Seit über drei Jahren bietet der Circus Circuli auf dem Stadtteilbauernhof Bad Cannstatt offene Jugendarbeit für die Region an – organisiert vom Stuttgarter Jugendhaus gGmbH. Regelmäßig stattfindende Circus-Schulen ermöglichen Kindern und Jugendlichen, die Zirkuswelt intensiv und umfassend kennenzulernen. Hier können sie sich über längere Zeiträume artistisch, motorisch und sozial weiterentwickeln – und sind dabei frei von Leistungsdruck. Die Beschäftigung mit Artistik, Tanz, Theater und Musik zieht ein großes jugendliches Publikum an. Schon vor der Pandemie konnte die Nachfrage kaum bewältigt werden.
In Bad Cannstatt leben viele Menschen, die von sozialen Transferleistungen abhängig sind und denen nur begrenzt Wohnraum zur Verfügung steht. Hier haben die Corona-Schutzmaßnahmen besonders einschränkend gewirkt. Die Folgen sind für die Mitarbeiter:innen des Stuttgarter Jugendhauses deutlich sicht- und spürbar: „Es gab hier schon immer viele Jugendliche, die Probleme hatten oder aus schwierigen Verhältnissen kamen. Nach Corona ist es aber dramatisch geworden. Wir nehmen sehr deutlich wahr, wie belastet die Jugendlichen sind“, sagt Thomas Schäberle, Projektleiter des Cirus Circuli. Viele Jugendliche halten sich vor dem Zirkusgelände auf und wollen gern mitmachen – können es aber nicht, da Betreuer:innen fehlen und Wartelisten immer länger werden.
Die Idee: Mehr Möglichkeiten durch jugendliche Beteiligung
Mit Unterstützung des Zukunftspakets wird nun eine Gruppe ehrenamtlich engagierter junger Menschen selbst aktiv: Die 13- bis 22-Jährigen kennen das Gelände und die Mitarbeiter:innen des Jugendhauses schon länger. Sie wollen sich einbringen, einige haben bereits die Ausbildung zum:zur Jugendleiter:in absolviert. Diversität, Nachhaltigkeit und soziales Engagement sind ihnen wichtig.
Gemeinsam wollen sie den Circus Circuli für mehr Kinder und Jugendliche öffnen, sich um das Gelände kümmern und mehr Verantwortung übernehmen: nicht zuletzt für die frei auf dem Platz lebenden Schafe und Ziegen, die artgerecht gehalten werden und am „Ausbruch“ in die Stadt gehindert werden, indem die Tore abends gut verschlossen werden. Die Jugendlichen übernehmen auch Aufsichtspflichten bei Trainings und beteiligen sich an der Instandhaltung des Geländes.
Alle Seiten profitieren nachhaltig davon, dass sich die jungen Menschen in das Projekt „Unser Circus für alle!“ einbringen: Die hauptamtlichen Mitarbeiter:innen des Circus Circuli wissen, dass Kinder und Jugendliche bisher zu wenig mitbestimmen konnten. Es war schlichtweg organisatorisch nicht möglich, Regeln, Abläufe und gemeinsame Ziele zu entwickeln.
Mithilfe des Zukunftspakets soll jetzt eine verbindliche und transparente Beteiligungs- und Mitbestimmungskultur entwickelt werden: Kinder und Jugendliche können sich aktiv einbringen, Lösungen finden, Projekte planen und Verantwortung übernehmen. Begleitet wird der Beteiligungsprozess nicht nur von den Mitarbeiter:innen des Stuttgarter Jugendhauses, sondern – dank des Zukunftspakets – auch von einer zusätzlichen Honorarkraft.

© Stuttgarter Jugendhaus
Meinungsboards, Umfragen, öffentliche Diskussionen, Plenen und Workshops, eine Outdoor-Fitnessanlage, schönere und wohnlicher gestaltete Zirkuswagen oder der Switch auf ein nachhaltigeres, veganes und biologisches Essens- und Getränkeangebot: Die Aussage, dass sich Kinder und Jugendliche im Circus Circuli „zu wenig gehört“ fühlen, gehört bereits der Vergangenheit an. Mit so viel Einsatz und Engagement ist das plötzlich „kein Kunststück“ mehr. Es ist ein ganz großer Sprung nach vorne!

© DKJS