Wissen

Wie wird Demokratiebildung zeitgemäßer?

13.01.2023

Projekte, die Demokratie und Teilhabe für Kinder und Jugendliche erleb- und erfahrbar machen wollen, sollten nicht nur für sie, sondern vor allem mit ihnen entwickelt werden. Ein Überblick über die zentralen Konzepte zeitgemäßer Demokratiebildung. 
ein Kreis aus Duplofiguren symbolisiert Kooperation

© DKJS/Wolf

Kinder und Jugendliche brauchen Unterstützung, Bestärkung und Möglichkeiten, eine eigene, begründete demokratische Haltung zu entwickeln und sich am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen. Ein wichtiger Ort, an dem solch eine Demokratiebildung stattfindet, ist die Schule. Doch zeitgemäße Demokratiebildung braucht längst mehr als nur die Schule als Vermittlungsort: Sollen die Projekte Jugendliche wirklich erreichen, sind gelungene Kooperationen mit außerschulischen Partner:innen unabdingbar. Und die Demokratieprojekte müssen lebensweltorientiert sein, eine echte, nachhaltige Wirkung entfalten und definierten Qualitätskriterien gerecht werden. 

Was braucht eine zeitgemäße Demokratiebildung?

1. Kooperationen

Kooperationen fördern politische Bildung und Demokratiekompetenzen und machen Demokratie erlebbar – nachhaltig und wirksam, weil sie an der Lebenswelt der Jugendlichen ansetzen und praktische Erfahrungen auf Augenhöhe ermöglichen.

Kooperative Demokratiebildungsprojekte …

… bringen Akteur:innen mit verschiedenen methodischen und personellen Zugängen zusammen.

… bieten einen Mehrwert für die gemeinsame pädagogische Arbeit.

… profitieren von den unterschiedlichen Kompetenzen aller Beteiligten.

… verbinden die Vermittlung von theoretischem Wissen über Demokratie mit der tatsächlichen Erfahrung.

… eröffnen neue lebensweltorientierte Erfahrungsräume.

… schaffen mehr Räume für bildungsbenachteiligte und politikferne Jugendliche. 
 

Beispiel: Diversitätsprojekt – Kooperation einer Schule mit einer Jugendinitiative 

Der Film erzählt von einer Schule, die ihre Schüler:innen für das Thema Diversität sensibilisieren und Diskriminierung inner- und außerhalb der Schule abbauen möchte. Dafür kooperiert sie einer mit lokaler Jugendinitiative, die eine besondere Expertise auf diesem Feld mitbringt – unter anderem definieren sich die jugendlichen Expert:innen selbst als queer. 

Empfohlener externer Inhalt: YouTube-Video

2. Lebensweltorientierung

Will ein Demokratieprojekt zeitgemäß sein, muss es sich an der Lebenswelt von Jugendlichen orientieren. Nur wenn es dort ansetzt, wo Jugendliche digital und/oder offline unterwegs sind und Themen bearbeitet, die sie umtreiben, werden die Jugendlichen motiviert, sich einzubringen und zum Beispiel ihre Schule oder den angrenzenden Sozialraum demokratisch und aktiv mitzugestalten.  

Demokratieprojekte mit Lebensweltorientierung …

… beschäftigen sich mit zentralen Themen und Fragen von Jugendlichen.

… verfolgen Methoden, die an die Lebenswelt der Jugendlichen anschließen.

… sich dort aktiv, wo sich Jugendliche und ihre erwachsenen Begleiter:innen treffen.

Beispiel: Digitales Demokratieprojekt – Kooperation einer Schule mit einem medienpädagogischen Jugendzentrum

Der Film zeigt das fiktive Beispiel einer Schule, die ihren Schüler:innen mithilfe einer App digitale Räume zur Diskussion von Themen, die sie interessieren, zur Verfügung stellt. Die Heranwachsenden bringen ihre Meinung ein und lernen, was Beteiligung bedeutet – mit einem Tool, das ihnen aus ihrem Alltag vertraut ist. 

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3. Wirkungsorientierung

Wirkungsvolle Demokratieprojekte bestärken nicht nur Jugendliche, sondern die ganze Gesellschaft. Damit ein Projekt wirklich Wirkung entfalten kann, müssen die Kooperationspartner:innen Ziele gemeinsam planen, das Projekt regelmäßig hinsichtlich seiner Wirkung überprüfen und flexibel anpassen und auf die Lebenswelt der Jugendlichen eingehen. 

Wirkungsorientiertes Arbeiten erfolgt in vier Schritten: 

  1. Wirkung planen: Problem erfassen, Zielgruppe und Wirkebene bestimmen, Wirkziele definieren, Wirklogik erarbeiten
  2. Wirkung überprüfen: Evaluation
  3. Wirkung verbessern: flexible Anpassung/Veränderung
  4. Wirkung Multiplizieren: Wissen teilen und voneinander lernen

Beispiel: Beteiligungsprojekt – Kooperation einer Schule mit medienpädagogischem Partner

Der Film macht deutlich, wie Jugendliche wirkungsvoll erfahren, was Beteiligung heißt und wie sie ihre Meinung einbringen können. Dafür erproben sie digitale Beteiligungstools.

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4. Qualität

Bevor eine Schule gemeinsam mit einer außerschulischen Institution ein Kooperationsprojekt umsetzen kann, braucht es ein gemeinsames Verständnis von Qualität, das den Ansprüchen beider Partner:innen gerecht wird. 

Dafür hat die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung zehn Qualitätskriterien entwickelt:

  • Beteiligungsverständnis
  • Demokratiekompetenzen
  • Demokratieverständnis
  • Didaktische Orientierung
  • Grundwerte
  • Haltung und Rolle
  • Lebensweltorientierung
  • Lernumgebung
  • Netzwerkarbeit
  • Projektarbeit

Beispiel: Nachhaltigkeitsprojekt – Kooperation einer Schule mit einem Umweltzentrum

Der Film veranschaulicht, warum es so wichtig ist, dass sich Kooperationspartner:innen – in diesem Fall eine Schule und Umweltzentrum – auf ein gemeinsames Qualitätsverständnis einigen. Nur wenn beide diesbezüglich an einem Strang ziehen, können die Schüler:innen wirklich erleben, wie sie selbst zu mehr Nachhaltigkeit an ihrer Schule beitragen können.

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Warum braucht es neue Qualitätskriterien für Demokratieprojekte?

Wissenschaftliche Recherchen zeigen: Den bisherigen Qualitätsbeschreibungen für kooperative Demokratiebildungsprojekte fehlt es vielfach an zielgruppenspezifisch aufbereiteten Handreichungen. Und die Perspektiven der Praktiker:innen und insbesondere der Jugendlichen finden viel zu wenig Beachtung. Sie sind jedoch dringend notwendig, damit Demokratiebildung attraktiver, nachhaltiger, anschlussfähiger und transferierbar – und damit zeitgemäßer – wird.

Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung entwickelt die Qualitätskriterien im Rahmen des Kompetenznetzwerks Demokratiebildung im Jugendalter über einen Zeitraum von 2020 bis 2024 gemeinsam mit allen relevanten Zielgruppen: den Jugendlichen, der schulischen und außerschulischen Praxis sowie Vertreter:innen aus Politik und Wissenschaft. Ziel ist die Entwicklung eines Selbstchecks als praxisnahes Tool für Akteur:innen der Demokratiebildung. Es soll als Arbeitshilfe dienen und Entwicklungsperspektiven in der Demokratiebildung aufzeigen. 
 

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