Mit dem Zukunftspaket werden Vorhaben mit Kinder- und Jugendbeteiligung gefördert, die Kommunen seit Mitte Januar 2023 umsetzen. Bei drei regionalen Austauschtreffen im September 2023 kamen rund 80 Projektträger:innen und kommunale Vertreter:innen miteinander ins Gespräch. Die Online-Veranstaltungen standen ganz im Zeichen des Erfahrungsaustausches und des Wissenstransfers.
In drei Workshops diskutierten die kommunalen Umsetzer:innen des Zukunftspakets über Beispiele guter Praxis in den Themenfeldern Bewegung, Kultur und Gesundheit, über Herausforderungen und Gelingensfaktoren von Kinder- und Jugendbeteiligung sowie über das Thema Verstetigung. Sie zeigten Stolpersteine und Chancen von Beteiligung auf und berichteten von verschiedenen Erfahrungen.
Mut, Empowerment und Solidarität
Welche Wirkung hat Das Zukunftspaket auf die Kinder und Jugendlichen? Auf diese Frage fielen Begriffe wie: Stolz, Bereicherung, Empowerment, Selbstwirksamkeit und Motivationsschub. Die Teilnehmer:innen berichteten, dass sich die Kinder und Jugendlichen zu Anfang kaum getraut hätten, Ideen und Wünsche auszusprechen, Visionen zu denken, geschweige denn zu leben. Jedoch seien sie durch Das Zukunftspaket mutiger geworden. Mit den Erwachsenen als „Erfüllungsgehilfen“ wurden neue Ideen hervorgebracht und „der Mut, gemeinsam zu arbeiten, zu produzieren und zu handeln“, so ein Vertreter des Kreisjugendrings Ansbach. Ihm zufolge hat Das Zukunftspaket dazu geführt, „dass die Erwachsenen überhaupt Platz gemacht haben“.
„Das Zukunftspaket ist ein sehr wichtiges Signal, um jungen Menschen das Vertrauen zu geben, dass sie verantwortungsvoll mitentscheiden können.“Vertreter des SKM Köln – Sozialdienst Katholischer Männer e.V.
Kinder und Jugendliche haben Ideen entwickelt, die ihren individuellen Interessen entsprechen – die aber auch die Bedürfnisse der jungen Menschen in ihrer Nachbarschaft berücksichtigen und allen zugutekommen. Bei der Neugestaltung eines Jugendtreffs kam beispielsweise die Frage auf, was für Jugendliche mit Behinderung gemacht werden kann. In einer anderen Kommune überlegten Jugendliche im Zukunftsausschuss, wie sich ihr Viertel für Kinder bunter gestalten lässt.
Den kommunalen Umsetzer:innen des Zukunftspakets zufolge war der Solidaritätsgedanke eine wichtige Beteiligungserfahrung für die jungen Menschen. Sie bemerkten auch, dass die Kinder und Jugendlichen ebenso das Thema Nachhaltigkeit im Blick haben: Sie denken voraus und wünschen sich Angebote, die auch in Zukunft genutzt werden können.
Ein wichtiges Ziel erreicht: Demokratie vor Ort stärken
Im Zukunftsausschuss diskutieren die jungen Menschen miteinander, wägen ab, handeln aus und kommen zu demokratisch legitimierten Entscheidungen. Außerdem lernen sie viel darüber, wie Kommune funktioniert.
„Das Interesse für Politik hat sich bei den Jugendlichen entwickelt. Sie wollten nun mehr wissen, wie eine kommunale Verwaltung aufgebaut ist, was ein Jugendausschuss ist und wie sie teilnehmen und mitbestimmen können.“Vertreterin der Stadt Eschweiler
Viele Kommunen beobachten, dass Kinder und Jugendliche neugierig geworden sind, wie das Gemeinwesen und demokratische Prozesse vor Ort funktionieren. Der lokale Zukunftsausschuss fungiert dabei als wertvolles „Anschauungsobjekt“, als „Gremium“. Bei der Besprechung der Anträge wird abgewogen, ausgehandelt, demokratisch abgestimmt – wie in einem Parlament. Es wird auf Nachhaltigkeit geachtet und geschaut, dass die Mittel gerecht verteilt werden.
„Dann wird wirklich heiß diskutiert, die Gelder abgewogen. […] Also das sind wahnsinnig wichtige Entscheidungen und ich denke, wenn wir das bei den Jugendlichen beobachten, da kann sich der eine oder andere Stadtrat mal ‘ne gute Scheibe abschneiden.“Vertreterin aus der Stadtverwaltung Annaberg-Buchholz
Nicht nur die Kinder und Jugendlichen haben viel gelernt
Das Zukunftspaket gibt wichtige und neue Impulse für mehr direkte Beteiligung oder mehr Angebote für Kinder und Jugendliche: In diesem Punkt waren sich alle Teilnehmer:innen einig.
Auch die Kommunen nehmen viel aus dem Zukunftspaket mit – zum Beispiel, die Kommunikation mit Entscheidungsträgern offener zu gestalten. Sie müssen den jungen Menschen besser zuhören, mehr auf ihre Bedürfnisse eingehen und sie stärker mit in die Entscheidungen einbeziehen. Außerdem sei die Verwaltung dahingehend aufgeschlossener geworden, dass innovative Lösungen auch von außen kommen und, „dass Kinder und Jugendliche manchmal Lösungen sehen, dir wir nicht auf dem Schirm haben“, äußerte eine Vertreterin der Stadt Luckenwalde.
Durch Das Zukunftspaket haben sich in den Kommunen ganz neue Herausforderungen für die Erwachsenen gestellt: Nun müssen sie die (Entscheidungs-)Macht an die jungen Menschen abtreten und gleichzeitig einen Rahmen setzen, ohne zu lenken.
Die beiden wichtigsten Erkenntnisse der kommunalen Austauschtreffen waren:
Kinder und Jugendliche sind durch das Programm sichtbar(er) geworden.
Wir schaffen es nur gemeinsam.
Wie geht es weiter?
Der Wunsch nach einer Weiterführung des Programms ist sowohl bei den Kommunen als auch bei den Kindern und Jugendlichen gleichermaßen groß. Einige Kommunen versuchen, die Projekte über andere Förderprogramme weiter finanzieren zu lassen. Andere planen, die Angebote in eine kommunale Regelfinanzierung zu überführen.
Das Zukunftspaket hat Kindern und Jugendlichen das Gefühl vermittelt, etwas bewirken zu können. Die Kinder seien jetzt „angefixt“ und wollen weitermachen, so ein Vertreter des Mehrgenerationenhauses Limburgerhof. Hier hätten auch die Senior:innen gemerkt: Vieles funktioniert ohne die Kompetenz der jungen Menschen überhaupt nicht. Sie sind ein aktiver Teil des Gemeinwesens.