Bewegungsmangel, Kontaktsperren und Verlust der Alltags-Strukturen – unter den Einschränkungen während der Corona-Pandemie haben besonders Kinder und Jugendliche gelitten. Und sie wirken bis heute nach: So sind laut Bundesfamilienministerium 70 Prozent der Kinder und Jugendlichen im dritten Jahr nach Ausbruch der Corona-Pandemie noch immer psychisch gestresst und leiden besonders häufig an Depressionen, Angst- und Essstörungen. Das Ministerium bezieht sich dabei auf Ergebnisse der Studie zu ökonomischen Folgekosten pandemiebedingter psychischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen.
Die junge Generation leidet zudem unter Zukunftsängsten: Laut der im Oktober 2023 erschienenen Engagement-Studie der Allianz Foundation „The Movers of Tomorrow?“ erwarten viele junge Europäer:innen, dass die Gesellschaft in Zukunft ungerechter, unsicherer und gespaltener wird. Acht von zehn fragen sich, ob ihre Generation Kinder bekommen sollte. Für die Studie wurden 10.000 junge Erwachsene zwischen 18 und 39 Jahren in Deutschland, Griechenland, Großbritannien, Italien und Polen befragt.
Angesichts dieser alarmierenden Ergebnisse stellt sich die Frage, was Erwachsene tun können, um junge Menschen mit psychischen Belastungen zu unterstützen. Ein Weg für Fachkräfte ist die Stärkung der Resilienz von Kindern und Jugendlichen: Die Mitwirkung von jungen Menschen an Entscheidungsprozessen und die Möglichkeit, ihre Stimme zu erheben, spielen eine entscheidende Rolle bei der Förderung ihrer Resilienz – der Fähigkeit, trotz schwieriger Umstände widerstandsfähig zu bleiben.
Basiswissen zum Thema Mental Health
Was können Fachkräfte tun, wenn Kinder psychische Leiden schildern? Woran lassen sich psychische Leiden erkennen? Impulse und Know-how für die Kinder- und Jugendarbeit in Krisenzeiten bietet das Video Mental Health – Basiswissen für pädagogische Fachkräfte aus dem Format „Wissen to go“, das im Programm AUF!leben – Zukunft ist jetzt entstand. Helene Wittek, Gründerin und Geschäftsführerin der Bildungsinitiative Dare2Care, gibt darin Einblicke in das Thema Mental Health bei Kindern und Jugendlichen.
AUF!leben – Zukunft ist jetzt. war ein Programm der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Das Programm war Teil des Aktionsprogramms „Aufholen nach Corona“ der Bundesregierung.
Resilienz und Beteiligung
Wie hängen Resilienz und Kinder- und Jugendbeteiligung zusammen? Und wie kann man die Resilienz von jungen Menschen stärken? Diesen und weiteren Fragen widmet sich Anne Kuhnert, Frühpädagogin und Leiterin des Instituts InDiPaed – Institut für Digitale Pädagogik, in ihrem Impulsbeitrag für die Reihe „Wissen geht raus“.
Auch im AUF!leben-Podcast Resiliente Kinder? Mit resilienten Pädagog:innen erklärt Cornelia Korreng, Prozessbegleiterin im Programm Resilienz im Ganztag, was junge Menschen und pädagogische Fachkräfte brauchen, um ihre Widerstandskraft zu stärken.
Resilienz im Ganztag wurde von 2021 bis 2022 umgesetzt im Rahmen von AUF!leben – Zukunft ist jetzt. Ziel des Programms war es, junge Menschen zu stärken, damit sie ihren Platz in einer sich wandelnden Gesellschaft finden, mit Krisen- und Belastungssituationen umgehen und kreativ auf Herausforderungen reagieren können. Dabei sind hilfreiche Tools entstanden, darunter das Arbeitsmaterial „Resilienz im Blick“ mit Analyseinstrument und Praxisbeispielen sowie Reflexionskarten für die pädagogische Praxis.
Fokus: Junge Menschen mit Fluchterfahrung und in Risikolagen
Einen speziellen Blick auf geflüchtete junge Menschen sowie Kinder in Risikolagen richtete der AUF!leben-Perspektivdialog „Kinder stärken – Resilienzförderung im Kita- und Grundschulalter“. Die Aufzeichnungen sind hier zu finden:
Resilienzförderung von Kindern unter Bedingung von Flucht und Asyl
Ressourcen finden – Resilienzförderung von Kindern in Risikolagen
Beim Fachtag „Zusammen aus der Einsamkeit“ des Programms fit nach vorn diskutierten kürzlich Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis darüber, wie psychosoziale Unterstützung und sportliche Aktivitäten dazu beitragen, Einsamkeit bei jungen geflüchteten Menschen zu verhindern und zu lindern und das psychische und physische Wohlbefinden zu steigern.
fit nach vorn ist ein Programm der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, der Beauftragten der Bundesregierung für Antirassismus.
Quellen:
Die Bundesregierung (2023): „Die Pandemie wirkt noch lange nach“
BMFSFJ (2023): Studie zu ökonomischen Folgekosten pandemiebedingter psychischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen (PDF-Dokument)
Allianz Foundation (2023): The Movers of Tomorrow? How Young Adults in Europe Imagine and Shape the Future